Biohacking – Bin ich schon zu alt für sowas?

Die CeBIT macht uns zu Cyborgs. Zumindest zu so etwas ähnlichem, wenn wir es möchten. Die Firma Digiwell implantiert NFC-Chips unter die Haut. Auf dem 888 Byte großen Speicher kann man seine Kontaktdaten und seine Social-Media Profile speichern lassen.

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Der Autor Andreas Weck hat es gemacht und in der t3n darüber geschrieben. Er findet das praktisch. Und sicherlich gibt es neben der implantierten Visitenkarten und dem Hausschlüssel den man nicht mehr verlieren kann viele Anwendungsmöglichkeiten die auch ich in die Kategorie „Praktisch“ einsortieren würde. Aber würde ich mir trotzdem im Rahmen einer PR-Aktion auf einer Messe einfach irgendeinen Chip unter die Haut schieben lassen? Ganz sicher nicht! Denn weder ist klar, welche gesundheitlichen Risiken das bergen kann (Wandern des Chips im Körper, Verhalten bei äußeren Einflüssen) noch welche Angriffsvektoren ich dann in Zukunft mit mir dauerhaft herumtrage.

Denn wo Licht ist, da ist immer auch Schatten. Hätten wir alle diese Chips unter der Haut, dann würden Kundenbindungsprogramme wie Payback in Zukunft komplett überflüssig. Wir wären, NFC-Reader sei Dank, stets der gläserne Kunde und jeder Verkäufer könnte unser Einkaufsverhalten und beliebige andere Meta-Daten jederzeit abrufen.

Denn auch wenn das N in NFC für „Near“ also für „in der Nähe“ steht, ist es technisch ja kein Problem im Verkaufsraum überall dort wo wir Produkte anfassen auch Lesegeräte zu installieren (zum Beispiel in einem „Handy-Karussel“ im Mobilfunk-Shop, hier kann ja sogar das Handy selber den Chip auslesen).

Auch beim Thema Haustürschlüssel wäre ich da vorsichtig. Mit präparierten Lesern ist es ein einfaches die Chips auszulesen und bei Bedarf zu kopieren, wenn dann auf dem gleichen Chip auch die Visitenkarte, egal ob mit oder ohne Adresse (das bekomme ich bei den meisten dann auch noch spätestens über Social Engineering raus) weiß ich als Einbrecher wo ich die Türe aufmachen kann.

Ich will Andreas Weck da gar nicht widersprechen, wenn er sagt, dass Biohacking in Zukunft viele sinnvolle Anwendungen haben kann. Allein die Möglichkeit wichtige Daten für zum Beispiel Rettungsmediziner verfügbar zu machen halte ich für durchaus sinnvoll. Sich jetzt aber ein nicht mal halbfertiges Produkt mit eher geringem Nutzen für den Selbstzweck des digitalen Avantgardismus zu implantieren, dafür fühle ich mich weniger zu alt als viel zu vernünftig.

 

Ein Kommentar zu „Biohacking – Bin ich schon zu alt für sowas?“

  1. Leider funktionieren einige von dir beschriebene Dinge auch heute schon, ganz ohne NFC-Chip unter der Haut. Dank des ePass oder ePerso (mit RFID) ist jeder sofort erfassbar, wenn er sich in der Öffentlichkeit oder einem Geschäft bewegt. Und das wird auch schon fleißig genutzt.

    Da hilft nur, den Paß oder den Personalausweis immer mit einer entsprechenden abschirmenden Hülle zu schützen.

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